Pädagogisches Konzept
Unser Bild vom Kind
Wir im Kindergarten Perlenmeer sehen jedes Kind, das uns von seinen Eltern anvertraut wird, als wertvoll, einzigartig, wundervoll und auf seine ganz eigene Art und Weise strahlend - wie eine Perle eben. Unsere Aufgabe ist es, all unsere kleinen Perlen in ihrem einzigartigen Glanz wahrzunehmen und erstrahlen zu lassen. Konkret heißt das, wir legen großen Wert darauf, in unserer täglichen Arbeit auf die individuellen Kompetenzen, Stärken und Interessensschwerpunkte der Kinder einzugehen und diese zu stärken. Kinder, die ihre Stärken kennen, entwickeln ganz natürlich ein gesundes Selbstwertgefühl und eine hohe Selbstkompetenz - zwei unschätzbar wertvolle Bausteine für ihre weiteren Entwicklungsprozesse im Sinne des lebenslangen Lernens sowie für das Erreichen einer guten Lebensqualität in jeder Lebensphase.
Der Kindergarten Perlenmeer verschreibt sich dem Situationsansatz: Unsere Arbeit orientiert sich an der Lebenswelt, dem Erleben, den Fragen und Herausforderungen der Kinder. Der Ausgangsprozess jedes gelungenen und Früchte tragenden Lernprozesses kann nur die intrinsische Lernmotivation des Kindes sein, die wir aufgreifen und fördern. Eine der wichtigsten Aufgaben des pädagogischen Personals ist es, jene Schlüsselsituationen in der Lebenswelt der Kinder zu identifizieren, anhand derer wesentliche Lernprozesse im Sinne des lebenslangen Lernens und der Vorbereitung auf spätere Lebenssituationen angestoßen werden können.
Wichtige Eckpunkte in diesem Zusammenhang sind unter anderem die Einbindung der Kinder in Prozesse des täglichen Lebens, die Förderung der Sozialkompetenz durch Unterstützung bei der eigenständigen Bewältigung und Lösung von konflikthaften Situationen, Stärkung der Selbstkompetenz und Selbstwahrnehmung auf emotionaler Ebene, Arbeit mit Fixpunkten im Jahreskreis.
Grundlage unserer Arbeit, unserer Planung und Vorbereitung sind die Bildungspläne - der Wiener Bildungsplan, der länderübergreifende BildungsRahmenPlan, sowie das ergänzende Modul für das letzte Jahr in elementaren Bildungseinrichtungen.
Bildungspartnerschaft
Das Wohl der Kinder und die optimale Förderung ihrer Entwicklung auf allen Ebenen ist das gemeinsame Interesse von Eltern, Pädagoginnen, Assistentinnen, Leitung und Trägerverein. Damit sich die Kinder in unserem Kindergarten rundum wohl fühlen und es ihnen an nichts fehlt, ist es also notwendig, dass alle eng zusammenarbeiten und an einem Strang ziehen.
Von regelmäßigen ausführlichen Gesprächen zwischen Eltern und Mitarbeiterinnen profitieren alle Seiten: Eltern sind die unangefochtenen Expert*innen für ihre Kinder und können den Mitarbeiterinnen wertvolle Einblicke in das Wesen und die Lebenswelt der Kinder gewähren, welche den Mitarbeiterinnen zum Beispiel bei der Findung von individuellen Lösungsansätzen für Herausforderungen im Kindergartenalltag helfen können. Zugleich erhalten die Eltern in diesen Gesprächen wichtige Einblicke in den Kindergartenalltag ihres Kindes und können so ganz neue Facetten der schillernden kleinen Persönlichkeiten erkennen. Ein weiteres wichtiges Thema solcher Gespräche sind natürlich die Beobachtungen der Pädagoginnen hinsichtlich der sprachlichen, kognitiven, motorischen und sozialen Entwicklung der Kinder und die Abstimmung hinsichtlich möglicher Fördermaßnahmen oder Abklärungsbedarf.
Abgesehen von diesen individuellen Elterngesprächen finden natürlich auch gemeinsame Elternabende statt, im Rahmen derer zum Beispiel am Beginn des Kindergartenjahres über die Jahresplanung informiert wird. Im Anschluss an den Elternabend kann es auch noch die Möglichkeit für informelles Beisammensein und Austausch geben. Für die Eltern der Kinder im letzten Kindergartenjahr gibt es im September einen eigenen KILK-Elternabend, bei dem speziell darauf eingegangen wird, was sich für die Kinder nun im Kindergarten ändern wird, welche speziellen Fördermaßnahmen es gibt, es wird über das Programm “Lernplanet” mit der nahegelegenen Volksschule berichtet und es wird besprochen, welche Termine und Fristen es rund um die Schulanmeldung gibt.
Das oben erwähnte Programm “Lernplanet” ermöglicht es den Kindern im letzten Kindergartenjahr, bereits ein wenig in den Volksschulalltag hineinzuschnuppern, mit den Räumlichkeiten und Gepflogenheiten des Schulalltags vertraut zu werden und erleichtert so maßgeblich den großen Übergang vom Kindergarten- zum Volksschulkind. Die Kinder dürfen hierbei während des letzten Kindergartenjahres einmal im Monat in die Volksschule zu Besuch kommen und werden dort von Lehrer*innen und Schüler*innen stets sehr herzlich empfangen.
Eine der Besonderheiten unserer Kindergärten ist der Elternverein als Trägerverein. Für Eltern, die aktiv im Elternverein mitwirken, bedeutet das, dass sie bei mindestens einmal jährlich stattfindenden Generalversammlungen und im Rahmen von Arbeitsgruppen aktiv an der Gestaltung der Kindergärten und an wichtigen Entscheidungen beteiligt sind. Doch auch jene Eltern, die nicht aktiv im Verein tätig sind, werden zum Beispiel im Rahmen regelmäßiger Elternbriefe (einmal im Monat) stets darüber auf dem Laufenden gehalten, was sich in der Kindergartenwelt gerade so tut.
Eingewöhnung
Die Eingewöhnung der Kinder erfolgt nach dem Berliner Modell. Es wird jedoch großer Wert darauf gelegt, sich in dieser herausfordernden und sensiblen Übergangsphase nach den individuellen Bedürfnissen des Kindes zu richten. Die Kinder bestimmen die Dauer dieser Phase! In der Regel dauert sie etwa 3-4 Wochen und läuft in etwa folgendermaßen ab:
Erste Phase: In den ersten Tagen kommt das Kind gemeinsam mit einer Bezugsperson für etwa eine Stunde in den Kindergarten. Die Bezugsperson kommt dabei mit in den Gruppenraum. Das Kind hat jetzt die Gelegenheit, den ungewohnten Raum und all die neuen großen und kleinen Menschen kennenzulernen, während die Bezugsperson als “sicherer Hafen” präsent ist.
Die Aufgabe der Eltern ist in dieser Zeit “einfach da sein”. Ermutigt euer Kind dazu, den Raum und die anderen Kinder kennenzulernen, aber widersteht der Versuchung, euch allzu aktiv einzubringen. Es ist nicht eure Aufgabe, eurem Kind den Kindergarten zu zeigen - das übernehmen die Mitarbeiterinnen und die anderen Kinder. Ihr seid einfach nur da, damit es weiß, dass es sich sicher fühlen kann. Das beste, was in dieser Phase passieren kann, ist, dass ihr an der Seite sitzt, während euer Kind sich immer weiter von euch entfernt ;).
Die Kinder können in dieser ersten Phase auch ein Übergangsobjekt mitnehmen - zum Beispiel ein Stofftier oder Kuscheltuch, das auf diese Weise mit dem Gefühl verknüpft wird, dass sie sich im Kindergarten gut aufgehoben fühlen. Das kann bei den ersten Trennungsversuchen eine große emotionale Stütze sein.
Zweite Phase: Nachdem das Kind ein paar Tage Zeit hatte, den Gruppenraum, die Kinder und Betreuerinnen ein wenig kennenzulernen, findet der erste Trennungsversuch statt. Es ist wichtig, mit dem ersten Trennungsversuch nicht zu lang zu warten, damit das Kind nicht die Erwartungshaltung entwickelt, dass seine Bezugsperson jetzt immer im Kindergarten anwesend sein wird. Die Pädagogin wird euch sagen, wenn sie das Gefühl hat, dass das Kind ausreichend im Kindergarten angekommen ist, dass ein erster Trennungsversuch gestartet werden kann.
Nun wird die Bezugsperson sich deutlich vom Kind verabschieden, sagen, dass sie in ein paar Minuten wieder kommt und den Gruppenraum verlassen. Es ist wichtig, dass das Kind mitbekommt, dass ihr weggeht und wieder kommt, es bringt nichts, wenn ihr euch weg schleicht, während es beschäftigt ist. Nun gibt es jeden Tag eine Trennungsphase mit Abschied und Wiedersehen. Die Trennungsphase dauert zuerst nur ein paar Minuten an und wird schrittweise ausgedehnt. Die Bezugsperson bleibt während dieser Trennungsphasen zunächst im Haus, dann kann sie auch z.B. in der näheren Umgebung etwas einkaufen oder spazieren gehen.
Dritte Phase: Euer Kind ist nun so weit im Kindergarten angekommen, dass ihr keine Zeit mehr im Gruppenraum verbringt und euch auch in den Trennungsphasen entfernen könnt. Ihr solltet in dieser Phase aber noch darauf achten, jederzeit erreichbar und abrufbereit zu sein. Die Betreuungszeiträume nähern jetzt schrittweise eurem angestrebten Betreuungszeitraum an.
Feste und Feiern
Die Feste im Jahreskreis sind Fixpunkte und Sternstunden für Kinder wie auch für Mitarbeiterinnen und Eltern. Die Feste sind nicht nur willkommene Abwechslung im Kindergartenalltag sondern auch Orientierung im Jahresverlauf. Sie bieten Anlässe für Wissensvermittlung ebenso wie für Kreativität und soziales Lernen.
Im Rahmen von Festen und Feiern im Jahreskreis wird sich an österreichischem Brauchtum und Traditionen orientiert. Kinder aus anderen Kulturräumen bringen weitere Facetten aus ihrer Lebenswelt mit, die sich insgesamt zu einem bunten Mosaik zusammenfügen. Bei den Feiern und Festen stehen jahreszeitliche Aspekte gegenüber den religiösen im Vordergrund (z.B. wird Ostern als Frühlingsfest gefeiert und nicht als Auferstehung Christi). Religiöse Aspekte werden gegebenenfalls kindgerecht erklärt - im Sinne der Vermittlung eines Bildes von gleichberechtigter Vielfalt unterschiedlicher Religionen und Weltanschauungen.
Ausgänge und Ausflüge
Ausgänge in die nähere Umgebung erfolgen mehrmals in der Woche. Dabei wird besonderer Fokus einerseits auf die Möglichkeit zu Spiel und Bewegung auf den nahegelegenen Spielplätzen und andererseits auf Naturbeobachtung gelegt. Besonders die Familiengruppe unternimmt in Absprache mit den Eltern auch größere Exkursionen, um den Wissens- und Erfahrungshorizont der Kinder zu erweitern.
Das letzte Kindergartenjahr
Die Zeit vor dem Schuleintritt ist geprägt von einem Drahtseilakt zwischen “schon so groß” und “noch so klein”, der diese Entwicklungsphase besonders auszeichnet. So erwachsen, wie sich die Kinder in diesem Alter oft fühlen und geben, ist die Versuchung groß, sie auch als solche wahrzunehmen und an diese Wahrnehmung unbewusst auch entsprechende Ansprüche und Erwartungen zu knüpfen: Dass sie doch jetzt schon vernünftig sein müssten und die Ratio über die Emotionen stellen können, dass sie den Kleinen in jeder Situation ein gutes Vorbild sein müssen, dass sie stets hilfsbereit und kooperativ sein müssten, dass sie doch jetzt etwas ruhiger und gesetzter und nicht mehr so laut und ungestüm sein müssten,... Die Liste ist lang und die Falle omnipräsent.
Daher ist es besonders wichtig, solche Erwartungshaltungen kritisch zu reflektieren und sich bewusst zu machen. Das Mantra dazu lautet in etwa “Auch ein Vorschulkind ist ein Kind!”. Wir bemerken die großen Entwicklungsschritte unserer KILK, die sie in dieser aufregenden Entwicklungsphase zweifelsohne durchlaufen, einerseits mit großer Freude, begleiten sie und erkennen sie an. Gerne nehmen wir ihre Kooperation und Hilfsbereitschaft an, aber wir fordern sie nicht ein. Gerne bestärken wir vorbildhaftes Verhalten, aber wir fordern es nicht ein. Denn wir erkennen gleichzeitig an, dass Fünf- und Sechsjährige eben noch keine kleinen Erwachsenen sind und all die Vernunft und Umsicht und Verantwortungsbereitschaft, die da in ihnen zu sprießen beginnt, eben der Beginn einer Entwicklung ist und noch nicht deren Endprodukt.
Wir erkennen an, dass Entwicklung nicht linear sondern oft genug spiralförmig verläuft - das heißt, ein Kind, das vor einer Woche eine Meisterin der Impulskontrolle war, kann in der nächsten Woche wieder wegen einer scheinbaren Nichtigkeit in Tränen ausbrechen, weil ihre inneren Ressourcen gerade anderweitig beansprucht werden. Solche scheinbaren Rückschritte wollen wir nicht unter Verweis auf den Status als Vorschulkind tadeln sondern genauso verständnis- und liebevoll begleiten wie in jedem anderen Entwicklungsstadium auch.
Und nicht zuletzt erkennen wir an, dass auch Vorschulkinder Kinder mit Spieltrieb und Bewegungsdrang sind. Vorbei sind zum Glück die Zeiten, als Vorschulkinder stundenlang still und brav auf ihren Plätzen sitzen und Arbeitsblätter ausfüllen mussten. Arbeitsblätter gibt es zwar immer noch - und sie werden von den Kindern meist mit viel Freude und auch Stolz bearbeitet -, aber die Lernmethode, der nach wie vor am meisten Raum gegeben wird, weil sie schlicht und ergreifend der Natur der Kinder am meisten entspricht, ist und bleibt das Lernen im Spiel. Das spielerische, freiwillige, lustbetonte Lernen steht auch im letzten Kindergartenjahr an allererster Stelle, sichert es doch nicht nur rein lernpsychologisch die besten Lernerfolge, sondern legt es auch den Grundstein für eine erfolgreiche Lernbiografie bis ins hohe Alter!
Die Kinder werden in diesem letzte Kindergartenjahr in der Entwicklung jener Kompetenzen unterstützt, die ihnen beim Übergang in die Volksschule nützlich sein werden. Dazu zählen vor allem die Selbstkompetenz, die soziale Kompetenz und die lernmethodische Kompetenz.
Damit sie auch schon ganz konkrete Einblicke in die Welt der Schule erhalten, dürfen unsere Vorschulkinder regelmäßig in einer nahe gelegene Volksschule auf Besuch kommen.